Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung Montag, 12. März 2012
Ein Umgebinde für die Weinau-Enten
Von Mario Heinke
Jugendliche mit Problemen in Schule und Ausbildung bauen ein Entenhaus für den Weinauteich. Ein Gewinn für alle Beteiligten.
Andreas Kummerow ist einer von drei Jugendlichen, die das Entenhaus für den Weinauteich bauen. Kummerow möchte mal Tierpfleger werden. So kann er sein Wissen über artgerechte Behausungen von Stockenten schon mal erweitern. Das Grundgerüst der Entenbehausung ist schon erkennbar. Abgerichtete Bretter für die Fassade und Dachpappeschindeln liegen bereit. Nachdem es Kummerow gelungen ist, die tief vergrabenen Hände aus den Hosentaschen zu befreien, dreht er eine Schraube in die acht Zentimeter starken Kanthölzer.
Sozialpädagoge Peter Schöbel hat in der Holzwerkstatt den Hut auf und ist optimistisch, dass die Behausung bis Ende März fertig wird. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit, schränkt er ein. An einer Zeichnung erklärt der 51-Jährige dem Vorsitzenden des Weinauvereins Dirk Bühler die Einzelheiten des drei Meter langen, anderthalb Meter breiten Baus. Von außen wird das 1,40 Meter hohe Häuschen aussehen wie ein Umgebindehaus. Schöbel hat dafür Expertenrat bei der Geschäftsstelle "Umgebindeland" eingeholt, die Proportionen vom Original per Foto auf die Zeichnung übertragen. Im Innern wird das tierische Eigenheim zwölf Brutplätze auf zwei Etagen beherbergen, die durch einen Aufgang verbunden sind. Ein älteres Ehepaar hatte ein Foto vermutlich aus den 1950er Jahren, auf dem ein Entenhaus zu sehen ist, im "Wirtshaus zur Weinau" abgegeben. Die Mitglieder des Weinauvereins waren sofort begeistert, als sie das Bild zum ersten Mal in den Händen hielten. Das Projekt "Entenhaus" war geboren. Die Genehmigung der Stadtverwaltung zum Aufstellen des Entenhauses auf der Insel liegt vor. In zwei Teilen soll das Haus in die Weinau transportiert werden, bevor der Teich wieder geflutet wird. Zuvor wollen die Jugendlichen auf der Insel mittels Erdbohrer noch Pfostenschuhe setzen, um eine frostsichere Gründung hinzubekommen. Neben sogenannten MAE-Kräften arbeiten Schulverweigerer und Jugendliche mit andersartigen Problemen in der Werkstatt des BBZ in der Rathenaustraße. Die drei Buchstaben der gemeinnützigen Einrichtung stehen für "Begleiten-Betreuen-Zusammenarbeiten". Nicht ohne Stolz verweist Sozialpädagoge Schöbel auf bereits abgeschlossene Projekte, wie den mit großen Holzelementen gestalteten Schulhof des Christian-Weise-Gymnasiums in Zittau.
"Es ist wunderbar, dass die Jugendlichen das Entenhaus für uns bauen können. Das Material bezahlen wir aus Spenden, die in den letzen Monaten auf unserem Vereinskonto eingegangen sind. Die Arbeitsleistung ist gratis. Das hilft dem Verein wirtschaften, verschönert die Weinau und die Jugendlichen lernen auch noch was dabei", freut sich Dirk Bühler und lobt die Zusammenarbeit mit Schöbel und dem BBZ in Zittau.