Sommer-Linde
Tilia platyphyllos
Herkunft / Verbreitung:
Im Gegensatz zur Winter-Linde ist die Sommer-Linde weniger verbreitet in der Oberlausitz. Ihr natürlicher Lebensraum sind nährstoffreiche Schlucht- und blockreiche Schattenhangwälder. Außerhalb dieser Standorte wurde die Sommer-Linde sehr oft angepflanzt und stellt in vielen Ortschaften den zentralen Versammlungsplatz dar.
Merkmale:
Linden sind relativ einfach an ihren annähernd herzförmigen Blättern zu erkennen. Die sichere Unterscheidung von Sommer- und Winter-Linde bedarf jedoch einer genaueren Prüfung der Blätter. Die Blattunterseite der Winter-Lindenblätter besitzen kleine braune Haarbüschel in den Winkeln der Haupt- und Seitennerven, während auf der Blattunterseite der Sommer-Linde eine flaumige weiße Behaarung vorhanden ist. Besonders dicht sind die Blattnerven behaart. Die Blattoberseite der Winter-Linde ist kahl, dem entgegen ist die Blattoberseite der Sommer-Linde weich behaart. Im Vergleich zur Winter-Linde besteht der hängende Blütenstand nur aus 2-5 Einzelblüten. Die Blütezeit der Sommer-Linde liegt im Juni und somit vor der Blüte der Winter-Linde. Die Kapselfrüchte der Sommer-Linde sind mit bis zu 10mm etwas größer als die der Winter-Linde und dicht behaart. Der bis zu 40m hohe Baum kann ein Alter von 1000 Jahren erreichen.
Nutzung:
Die Sommer-Linde wird als idealer Stadtbaum, sehr häufig als Park- oder Alleebaum, gepflanzt. Der hohe Zuckergehalt des Nektars ist in der Imkerei sehr geschätzt und wird zur Gewinnung des Lindenblütenhonigs genutzt. Das Lindenholz findet eine vielseitige Verwendung in der Bildhauerei, Schnitzerei oder auch Drechslerei. Im Mittelalter galt das Lindenholz als heiliges Holz und wurde oft zur Herstellung von Schreinen oder Altären genutzt. Die ätherischen Öle der Blüten finden in der Medizin als schleimlösende Mittel Verwendung. Die Sommerlinde verfügt über eine der besten Austriebsfähigkeiten von Bäumen. Daher wurde sie trotz des geringen Brennwerts als Unterholz angebaut und als Brennholz genutzt.
Wissenswertes:
Die Sommer-Linde hat eine hohe Bedeutung in der Kulturgeschichte. Bei den sogenannten "Dorflinden", "Tanzlinden" oder auch "Gerichtslinden" handelt es sich in der Regel um Sommer-Linden. Der Standort dieser Bäume war der Dorfmittelpunkt, an dem sich das gesellschaftliche Leben abspielte. An diesem Ort fanden Verkündungen und Versammlungen statt, es wurden Gerichte abgehalten und Feste gefeiert. Viele Gaststätten tragen den Namen "Zur Linde". Auch im deutschen Volksliedgut kann die Sommer-Linde gefunden werden. In den Liedern "Am Brunnen vor dem Tore" und "Kein schöner Land in dieser Zeit" wird die Sommer-Linde besungen. Wie die Winter-Linde kann auch die Sommer-Linde sehr höhlenreich sein und bietet somit einer Vielzahl an Tieren einen wertvollen Lebensraum.